Der Dispokredit zählt immer schon zu einem teuren Format des Bankgeschäftes. Beliebt ist er besonders deshalb, weil er so schön bequem ist: Deine Bank oder Sparkasse, bei der du dein Konto hast, macht es dir sehr einfach. Sie teilt dir mit, um wie viel Euro du dein Konto überziehen kannst. Du darfst also mehr Geld ausgeben, als du aktuell zur Verfügung hast. Meistens sind das drei Nettomonatsgehälter. Auf den ersten Blick scheint das vielleicht erst einmal gut zu sein, hat aber so seine Tücken.
Aktuell: 11,31 Prozent durchschnittliche Dispozinsen
Laut einer repräsentativen Civey-Umfrage, im Auftrag des Kreditvermittlers Smava, nutzen rund 4,5 Millionen Kontoinhaber*innen ab 18 Jahren ihren Dispo. Was so einfach ist, lassen sich Kreditinstitute natürlich gut bezahlen. Seit diesem Jahr ist die magische Grenze von zehn Prozent Kreditzinsen für den Dispo wieder überschritten. Die gestiegenen Lebenshaltungskosten sind der Hauptgrund für ein überzogenes Konto und die Nutzung von teuren Überziehungskrediten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen forsa-Umfrage im Auftrag der "Marktwächter Finanzen" der Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).
Es gibt drei Voraussetzungen der Banken für einen Dispokredit: Der Bankkunde bzw. die Bankkundin ist volljährig, es gibt ein regelmäßiges Einkommen und keine negativen Schufa-Einträge. Dispokredite werden ihrem schlechten Ruf gerecht. Sie sind in der Regel ziemlich teuer.
Laut Erhebung des Finanzmagazins Biallo lag der durchschnittliche Zins Ende 2022 bei 10,07 % – das ist fast doppelt so hoch wie die Zinslast bei Konsumkrediten mit einer Zinsbindung von ein bis fünf Jahren (Daten der Bundesbank). Kommt es dann noch zu einer geduldeten Überziehung des Disporahmens, ist es für Bankkund*innen nochmals teurer. Diese hohen Zinsen führen bei langfristiger Nutzung zu erheblichen Kosten.
Kostentransparenz über Zinsen bei Dispokrediten ist schwierig
Die "Stiftung Warentest" befragt regelmäßig 1.127 Kreditinstitute nach ihren aktuellen Kreditkonditionen. Letztmalig im Mai 2023. Ergebnis: Bankkund*innen zahlen im Schnitt 11,22 % Dispozinsen. Wobei es große Preisunterschiede zwischen den Banken gibt. Die günstigste verlangt in einem ihrer Kontomodelle gar keine Dispozinsen, die teuerste Bank hingegen ganze 16,46 %. Im Durchschnitt lagen die Dispozinsen in 2022 noch bei 9,43 %.
Amazon-Buchtipp: Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest
Bei der Deutschen Skatbank und GLS Bank erhalten Kund*innen mit regelmäßigem Gehaltseingang einen Dispositionskredit mit 0,00 % Zinsen, wie der Kontofinder ermittelte. Allerdings lassen sich einige Banken den kostenfreien Dispo mit monatlichen Kontogebühren (Skatbank: 7,50 Euro pro Monat und die GLS-Bank 3,80 Euro pro Monat) bezahlen. Ein Girokonto sollte nicht mehr als 60 Euro im Jahr kosten.
Richtig teuer ist der Dispokredit vor allem dann, wenn Bankkund*innen das Konto längerfristig überziehen. Abgerechnet wird meist quartalsweise. Wer dann nicht ins Plus kommt, zahlt bis auf wenige Ausnahmen Zinseszinsen.
Überziehungskredit versus Dispokredit
Beim Index der FMH-Finanzberatung ist die Entwicklung der Dispozinsen sehr genau abzulesen. Unter dem Stichwort "Girokonto" sind die letzten drei Jahre aufgezeichnet. Bis zum Herbst 2022 waren die Zinsen konstant niedrig, dann ging es rapide aufwärts. Für den 9.6.2023 weist der FMH Index einen durchschnittlichen Dispozins von 11,31 % aus. Die Spanne liegt zwischen 3,53 % bis zu 14,49 %. Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen. Hier sieben Banken mit ihren Dispozinsen, wie sie die FMH-Finanzberatung dokumentiert (Stand: 11.6.2023):
Die teuersten:
- Deutsche Bank: 13,04 %
- SpardaBank: 12,75 %
- Postbank: 12,64 %
- Commerzbank: 12,20 %
- Die preisgünstigsten:
- Deutsche Skatbank: 7,87 %
- C 24: 7,49 %
- Psd Bank Nürnberg: 8,49 %
Unser Tipp: Reize deinen Disporahmen nicht vollständig aus. Bei einer häufigen Inanspruchnahme von mehr als 80 % der vereinbarten Disposumme, kann es zu einer erneuten Bonitätsprüfung durch die Schufa kommen. Fällst du dabei negativ auf, musst du mit einer Dispokündigung rechnen.
Ratenkredite sind billiger
Die Verbraucherzentrale rät: Wer einen finanziellen Engpass überbrücken muss, sollte weder den Dispo nutzen noch den Kopf in den Sand stecken und Rechnungen ignorieren. "Wer zum teuren Dispo-Kredit greift, um mittel- oder langfristig finanzielle Engpässe auszugleichen, läuft Gefahr, sich zu überschulden", so die Verbraucherzentrale Sachsen, die als Marktwächter das Finanzgeschehen kontrolliert. Stattdessen solltest du prüfen, ob der Abschluss eines Ratenkredits sinnvoll ist. Dabei leihst du dir eine bestimmte Summe und zahlst in der Regel jeden Monat feste Beträge zurück. Meist ist der Ratenkredit die günstigere Alternative zum Dispokredit. Ihn gibt es laut "Stiftung Warentest" – abhängig von der Laufzeit und dem Kreditbetrag – schon ab 2,99 % (beispielsweise bei Santander, angezeigt bei Verivox am 11.6.2023), bei einem Betrag von 3.000 Euro und einer Laufzeit von 36 Monaten.
Check24 hat zur Frage der günstigeren Ratenkredite bereits im letzten Jahr (Dezember 2022) eine Beispielrechnung vorgelegt und zeigt, wie du mit einem Ratenkredit der Dispofalle entkommst. Bankkund*innen nutzen einen Dispo in Höhe von 3.000 Euro über 36 Monate, den sie mit einem Ratenkredit ablösen. Sie zahlten dann im Schnitt 5,36 % effektiven Jahreszins. Das bedeutet eine Ersparnis von 210 Euro gegenüber dem durchschnittlichen Dispokredit. Wer eine niedrigere Summe in Höhe von 1.500 Euro ablöste, spart 84 Euro.
Vergleich Dispo und Ratenkredit, erstes Beispiel für eine Familie, die einen Ratenkredit von 3.000 Euro über 36 Monate Laufzeit aufnimmt:
- Dispokreditsumme: 3.458 Euro
- Effektiver Jahreszins: 9,89 %
- Ratenkreditsumme: 3.248 Euro
- Effektiver Jahreszins: 5,36 %
- Ersparnis bei Ratenkredit: 210 Euro
Zweites Beispiel für einen Single, der oder die einen Ratenkredit von 1.500 Euro über 36 Monate Laufzeit aufnimmt:
- Dispokreditsumme: 1.729 Euro
- Effektiver Jahreszins: 9,89 %
- Ratenkreditsumme: 1.645 Euro
- Effektiver Jahreszins: 6,27 %
- Ersparnis bei Ratenkredit: 84 Euro
Fazit: Verbraucherverbände für Begrenzung der Dispokredit-Gefahren
Die Verbraucherverbände plädieren dafür, die Gefahren, die im Dispokredit stecken, zu begrenzen. Konkret fordern sie, dass die Kreditinstitute Verbraucher*innen jährlich über die Kosten der Inanspruchnahme ihres Dispositionskredites aktiv informieren. Der alleinige passive Anspruch auf diese Information sei nicht ausreichend. Und zweitens: mehr Transparenz über die Höhe der Dispozinsen bei den Kreditinstituten. Ist das Konto erst überzogen, ist ein Wechsel der Bank schwierig bis unmöglich.
Unsere Empfehlungen für Finanzprodukte:
- Jetzt anschauen: die gebührenfreien Produkte der 1822direkt in der Übersicht*
- Jetzt anschauen: das Girokonto Unlimited der Consorsbank*
Artikel enthält Affiliate Links
Vorschaubild: © CC0 / Pixabay / stevepb
Author: Danielle Hall
Last Updated: 1703832003
Views: 497
Rating: 4.3 / 5 (34 voted)
Reviews: 80% of readers found this page helpful
Name: Danielle Hall
Birthday: 1925-09-06
Address: USCGC Sellers, FPO AA 47523
Phone: +4312234638464783
Job: Software Developer
Hobby: Chocolate Making, Badminton, Poker, Origami, Amateur Radio, Tea Brewing, Yoga
Introduction: My name is Danielle Hall, I am a treasured, forthright, talented, dear, artistic, tenacious, Open person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.